125 Jahre Forster
Turnverein 1885 e.V.
1885 - 2010
Der Anfang
In der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts wurde durch die industrielle Revolution ein gewaltiges
Wirtschaftswachstum ausgelöst. Maschinen traten in vielen Bereichen
ihren Siegeszug an und schufen viele neue Arbeitsplätze. So ist es auch
zu erklären, dass viele Menschen den ländlichen Regionen den Rücken
kehrten, um in den Fabriken neue Arbeit zu finden. Fabrikarbeit war zu
dieser Zeit mit einer erheblichen Belastung des Körpers verbunden. Unter
diesen Voraussetzungen kam Friedrich Ludwig Jahn, auch als „Turnvater
Jahn“ bekannt, auf die Idee, Turngemeinschaften zu gründen, welche nach
kürzester Zeit regen Zulauf verbuchen konnten.
Die Gründung des Forster Turnvereins
Man schrieb das Jahr 1885. In der damals
noch selbständigen Gemeinde Forst fanden sich im Frühjahr des Jahres im
Lokal Schummer, Trierer Str. 44, einige sportbegeisterte Männer ein, um
auch hier einen Turnverein zu gründen. So entstand der Forster
Turnverein. Die Gründerväter hießen: Stephan Laschet, Franz Sauer, Karl
Rueb, Josef Dreßen, Johann Baumann, die Brüder Kessel und May, Ewald
Kerres und Jean Kreutz. Aus ihrer Mitte wählten sie Karl Rueb zu ihrem
ersten Vorsitzenden, welcher dieses Amt viele Jahre inne behielt.
Erste Erfolge
An den gut besuchten Übungsabenden
widmete man sich neben dem Geräteturnen auch Übungsformen der heutigen
Leichtathletik. Der erste große Erfolg für den Verein gelang Stephan
Laschet in einem Steinweitstoßwettbeweb in Kohlscheid. Dadurch
angespornt, errangen die Turner Nikolaus May und Aloys Kessel in der
Folgezeit im Geräteturnen viele Preise und Auszeichnungen. Ebenso gelang
es den Sportlern Josef Dreßen im Gewichtheben und den Brüdern Olef und
Grimmen sowie Hubert Klein und Jakob Eisen im Turnen Erfolge zu
erringen. 1912 war der Forster Turnverein auch im Ausland erfolgreich.
Unter 125 teilnehmenden Vereinen aus Frankreich, Belgien, Holland,
Luxemburg und Deutschland, gelang es den Turnern in Lüttich bei einer
Vereinsübung, den II-Grand Prix zu gewinnen.
Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg
Der Krieg von 1914-1918 ließ von den 32
Mitgliedern nur noch 17 heimkehren. Diese fanden sich nach kurzer Zeit
zusammen, um den Vereinsbetrieb wieder aufleben zu lassen. Zum
Vorsitzenden wurde Josef Laschet gewählt. Den Übungsbetrieb leiteten die
Turnwarte Anton Olef und Hubert Klein.
1922 gelang es Josef Uebach, als
Vorsitzender den Verein zu neuer Blüte zu bringen. Zur Seite standen ihm
als Kassierer Ignaz Weißkorn und als Schriftführer Ludwig Klein. Mit
vielen Neumitgliedern nahm man an einer großen Zahl von Wettbewerben
erfolgreich teil.
Man verstand sich in diesen Jahren als
große Sportlerfamilie und widmete sich in verstärktem Maße der Forster
Jugend. Das letzte große Fest in dieser Zeit war das 50-jährige Bestehen
des Vereins.
Der Niedergang durch die Nazi-Zeit
und den 2.Weltkrieg
Während der zwölfjährigen Diktatur wurde
der freie Gedanke des Sports durch die totalitär ausgerichtete
"Gleichschaltung" vollkommen ausgelöscht. Die Forster Turner waren zum
großen Teil nicht bereit, diese Anpassung mitzumachen und zogen sich aus
dem Vereinsgeschehen zurück. Durch Luft- und Bodenangriffe wurden im
Jahr 1944 die kompletten Gerätschaften und Unterlagen des Vereins
vernichtet. Trotz dieses großen Rückschlags ließen sich die verbliebenen
Sportler nicht entmutigen und so war es nur eine Frage der Zeit, bis
sich der Forster Turnverein zu einem Neubeginn aufschwingen würde.
Der Neubeginn aus den Trümmern
Bereits am 1.3.1948 fanden sich einige
Mitglieder zusammen, um den sportlichen Gedanken erneut aufleben zu
lassen. Es waren Josef Uebach, Lambert Rong, Ludwig Olef, Jakob Schaaf
und Martin Simons, die an vielen Kreisturnfesten teilnahmen und den
schlichten Eichenkranz errangen. Die Jugendturner waren unter
Oberturnwart Lambert Rong sehr erfolgreich. Der Übungsraum, den sich die
Turner in der Zeppelinstaße einrichteten, wurde dem Verein 1949
entzogen. Trotzdem nahm man an Kreisturnfesten in Roetgen und Alsdorf
mit Erfolg teil. In diesen Aufbaujahren machte sich besonders Josef
Uebach um den Verein verdient. Für die vielen Jahre unermüdlicher
Tätigkeit als Vorsitzender, wurde er für seine Verdienste zum
Ehrenvorsitzenden ernannt.
Der Weg zum Handball
Schon seit längerem erfreute sich das
Handballspiel bei den Turnvereinen großer Beliebtheit. So ist es zu
erklären, dass Josef Lüttgens, als der Verein für Rasensport (VFR )
seine Handballabteilung auflöste, diese Handballer für den Forster
Turnverein zu gewinnen versuchte. Dank eines schon damals sehr
weitsichtig denkenden Vorstandes wurde am 25.6.1949 im Restaurant Kirsch
an der Trierer Straße die Handballabteilung des Vereins gegründet. Das
Eröffnungsspiel am 21.8.1949 gegen BTB Aachen ging knapp mit 6 : 5
verloren. Der erste Obmann der Abteilung war Willi Trümpener, der sich
sowohl als aktiver Spieler, als auch in vielen Vorstandsämtern im Laufe
der Jahre große Verdienste erworben hatte. Er war 14 Jahre lang
Vorsitzender des Vereins, bis er 1975 zum Ehrenvorsitzenden ernannt
wurde.
Die ersten Handball-Erfolge
Bereits 1950 errang die erste Mannschaft
die Gruppenmeisterschaft und erreichte damit den Aufstieg in die erste
Kreisklasse. In der Saison 1950/51 veranstaltete der Ballspielclub
Rhenania Rothe Erde ein großes Handballturnier, bei dem der Forster
Turnverein mit 12 : 8, gegen die Verlautenheidener Mannschaft gewann.
1953 errang die Mannschaft gegen den SV Eilendorf den Pokalsieg. Im
gleichen Jahr konnte bereits eine zweite Mannschaft aufgestellt werden,
die dann 1954 Meister in der zweiten Hallenklasse wurde. Die erste
Mannschaft setzte ihren Siegeszug fort und konnte 1953 in die Kreisliga
aufsteigen, in der sie sich bis 1958 hielt.
Ein Sportplatz in Eigenhilfe
Der Wiederaufbau der zerstörten Stadt
ließ es zu Beginn der fünfziger Jahre noch nicht zu, Sportstätten in
ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt zu bekommen. In unermüdlicher
Arbeit gelang es innerhalb weniger Monate, einen eigenen Sportplatz am
Freunder Weg zu errichten. Am 18.11.1951 wurde der Platz, unter
zahlreicher Teilnahme der Bevölkerung, eingeweiht. Als 1959 das
Grundstück zur Bebauung verkauft wurde, erklärte sich die Firma Philips
bereit, den Sportbetrieb auf ihrer Sportanlage stattfinden zu lassen.
Vom Feldhandball zum Hallenhandball
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung war
es der Stadt nun möglich, Sporthallen zu bauen, wodurch die sportliche
Betätigung unabhängig vom Wetter stattfinden konnte. Dieses war mit ein
Grund dafür, dass sich Hallenhandball gegenüber Feldhandball
durchsetzte. Im. Jahre 1970 war es dann auch endgültig mit Feldhandball
vorbei. Die anschließende Umgewöhnung zum Hallenhandball fiel den
Forster Spielern nicht leicht, doch zum Ende der Spielzeit 1972/73
schaffte die erste Mannschaft den Aufstieg in die Kreisliga; die
Schwierigkeiten waren überwunden.
Die Jugendarbeit im Verein
Wer einen Verein verantwortungsvoll und
zukunftsträchtig leiten will, kommt um eine vernünftige Jugendarbeit
nicht herum ! Schon 1951 gründete sich eine A-Jugend, in den folgenden
Jahren kamen B-, C- und D-Jugend hinzu. Ab 1961 übernahm Hans Gerads das
Amt des Abteilungsleiters der männlichen Jugend und war bis zu seinem
Tod noch Mitglied des Vorstandes (Sozialwart). 1972 gründeten Hans
Gerads und Rudi Kram eine Handball-Mädchenmannschaft. Diese wurde in der
Aufbauphase durch Rudi Kram betreut. Nachfolger in diesem Amt waren Hans
Devigne, Karin Fluchs und ab 1979 Helmut Engels, mit erfreulichem
Aufwärtstrend. Es existierten Minis, weibliche B-, C-Jugend und
desweiteren männliche A-, B,-, C-, D- und E-Jugend, mehrere Jahre
betreut von Dieter Baumann, Ralf Unger und Friedhelm Seibel. Ab 2005
musste die Jugendabteilung zunächst ruhen.
Die Damen des Forster Turnvereins
1975 kam es zur Gründung einer
Frauengymnastikgruppe, die schon im Gründungsmonat 32 Mitglieder umfasste.
Initiator war Rudi Kram, der dem Verein viele Jahre hingebungsvoll als
Geschäftsführer und Obmann zur Verfügung gestanden hat. Im Alter von 39
Jahren verstarb er 1980 plötzlich und unerwartet. Sein früher Tod hatte
alle im Verein tief getroffen. Christel Baumann übernahm die Betreuung
der Damenabteilung bis 1987, gefolgt von Karin Klinkenberg bis 1993, von
Margarete Feinhals bis 1997, ab 1999 von Pia Rennert und ab 2009 durch
Susanne Kappe. Durch den Aufbau weiblicher Jugendmannschaften wurde es
auch möglich, eine spielstarke Damenhandballmannschaft zu stellen. Diese
spielte bis 1993 in der Kreisliga. Danach ging es durch das
Auseinandergehen der Damen bergab. Dennoch gelang es, aus
sportbegeisterten Frauen eine neue Mannschaft zu formen, welche zwar bis
zur zweiten Hallenklasse abstieg, nichtsdestotrotz aber zusammenhielt.
Nicht zuletzt dank der Integration der vereinseigenen Jugend gelang
jedoch ein Comeback. Unter Leitung von Bernd Knauf gewannen sie die
Meisterschaft in der Saison 2000/2001. Mit dem Gewinn einer weiteren
Meisterschaft in 2003/2004, schlug die Mannschaft ein neues Kapitel in
der Vereinsgeschichte auf. Ab 2004/2005 spielte sie zwei Jahre lang in
der Landesliga unter Leitung von Guido Winand. Hiernach spielt die
Mannschaft in der Kreisliga, ab 2007 unter Leitung einer neuen
Übungsleiterin.
Die Handball-Herren des Forster
Turnvereins
Ab 1981/82 spielte die erste
Herrenmannschaft in der Kreisklasse. Nach dem Aufstieg aus der 2. in die
1. Kreisklasse erhoffte man sich mit Spielertrainer Bernd Knauf den
Aufstieg in die Kreisliga. Als Bernd Knauf nach der Saison 88/89 wegen
Zeitmangels nur noch als Spieler zur Verfügung stand, wurde Ralf Unger
gebeten, das Training zu übernehmen. Erstes positives Zeichen war der
Aufstieg der zweiten Mannschaft, in der Saison 91/92, aus der dritten in
die zweite Kreisklasse und 1994 gelang der ersten Mannschaft der
Aufstieg in die Kreisliga. Als unser Vorstand Ende 1993 davon erfahren
hatte, dass die Vereine Blau-Weiß und VfB eine Handballspielgemeinschaft
gründen wollten, setzte man sich mit an den Verhandlungstisch. Am 3.3.94
wurde dann die HSG gegründet und mit Udo Grube ein neuer Trainer
gefunden. Nach einer sehr kurzen Phase des Kennenlernens ging es in die
neue Saison. Erfreulicherweise konnte sich die erste Mannschaft in der
Kreisliga halten. Die zweite und dritte Mannschaft stiegen leider in die
2. und 3. Hallenklasse ab. Ende der 90er Jahre zerfiel die HSG und
inzwischen gibt es nur noch eine Mannschaft, die sich jedoch seit dem
Abstieg mit viel Einsatz und großem Zusammenhalt und nicht zuletzt dank
des Interim-Spielertrainers Michael Berg und des Trainers Spyridon
Fatouros (genannt: Spyros) die letzten Jahre in der ersten Kreisklasse
behaupten konnte. Mit Wechsel der Sportstätte 2002 verließen einige
Spieler den Verein, so das die verbliebenen Spieler keine spielfähige
Herrenmannschaft mehr stellen konnten.
Die Fußballer des Forster Turnvereins
1995 wurde unter Leitung von Wilfried
Frahsonek eine Freizeitfußballabteilung ins Leben gerufen, die ab 1996
in der "Bunte-Liga Aachen" unter dem Namen „Superboys Forst“ spielt. Die
Mannschaft rekrutierte sich Anfangs aus Studenten, hat aber nun seit
Jahren einen festen Stammkader. In der Saison 2008/2009 wurde man
Gruppensieger C und verlor leider das abschließende Finalspiel zur
Meisterschaft.
Die großen Feste in der
Vereingeschichte
Da sich der Forster Turnverein schon
immer als große Sportlerfamilie verstanden hat, ist es nicht
verwunderlich, dass bislang alle Höhen und Tiefen in der
Vereinsgeschichte gemeistert wurden. Dazu beigetragen haben auch die
Jubelfeste des Vereins. Aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg sind
leider keine Aufzeichnungen mehr vorhanden, dafür sind die Feiern der
Nachkriegszeit soweit alle dokumentiert.
1960 feierte man vom 30.7. bis
zum 2.8. das 75-jährige Bestehen. Höhepunkt der Feier war die Weihe der
neuen Vereinsfahne in der Notkirche St.Bonifatius an der Mataréstraße.
In der Zeppelinstraße war ein großes Festzelt aufgebaut und zum Abschluss
wurde ein Kinderfackelzug veranstaltet. Schirmherr des Jubiläums war der
damalige Bürgermeister Heinrich Goffart.
1965 feierte man vom 20.6. bis
zum 26.6. das 80-jährige Bestehen in Form einer Sportwoche. Sportlicher
Höhepunkt war ein internationales Turnier auf dem neuen Sportplatz an
der Reinhardstr.
1975 feierte man vom 30.8. bis zum 6.9. das 90-jährige
Bestehen. Schirmherr war Oberbürgermeister Kurt Malangré, der auch die
Schirmherrschaft zum 100-jährigen Bestehen des Vereins übernahm.
Diese
Feier zum 100jährigen Bestehen, welche vom 4.5. bis zum 11.5.85 stattfand, stellte alles bisher
dagewesene in den Schatten und belohnte somit den vollen Einsatz aller
Mitglieder. Zum Auftakt fand ein internationales Herrenhandballturnier
statt. Der nächste Tag begann mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche
St.Bonifatius, gefolgt von einer Festansprache von OB Malangré im
Saalbau Kommer. Höhepunkt war das Spiel Vfl Gummersbach gegen eine
Aachener Auswahlmannschaft, welches am Mittwoch, den 8.5., ausgetragen
wurde. Den Schlusspunkt bildete am Samstag ein großer Festabend mit
international bekannten Künstlern im Saalbau Kommer.
Das 110-jährige
wurde hauptsächlich unter dem Aspekt Jugendarbeit gestaltet. Mit der
Teilnahme von ca. 40 Jugendmannschaften war es die bisher aufwendigste
sportliche und organisatorische Veranstaltung in der Vereinsgeschichte.
2010 hat der Verein sein 125jähriges Bestehen
gefeiert. Es wurde am 12.06. ein Handball- sowie ein Fußballturnier
ausgerichtet und auch unsere Gymnastikabteilung konnte sich dort mit
einem Auftritt präsentieren. Am 18.09. hatten wir im Rahmen eines
Festabend gemütliche und kurzweilige Stunden mit einem tollen Programm verbracht und unsere verdienten Mitglieder ausgezeichnet.
Aktualisiert 2010
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